Tinnitus – Hörgeräte oder Rauscher nutzen
Millionen von Menschen leiden in Deutschland unter Tinnitus: Rund vier Prozent der Bevölkerung sind betroffen, davon zwischen 20 und 30 Prozent stark. Tinnitus ist eine Hörwahrnehmung, die zum Beispiel als Pfeifen oder Rauschen auftritt. Es ist keine Krankheit, sondern ein Symptom, das verschiedene Ursachen haben kann. Deshalb ist es besonders wichtig, einen Facharzt aufzusuchen. Basierend auf dessen Diagnose können zur Behandlung eines Tinnitus Hörgeräte oder ein Noiser unterstützend eingesetzt werden. Ihr KIND-Hörakustiker berät Sie zu Tinnitus und informiert Sie über die Geräteauswahl, die Diagnose und Therapie übernimmt der HNO-Arzt.
In unseren KIND-Fachgeschäften werden Sie umfassend zum Thema Tinnitus beraten. Unsere Hörakustiker informieren Sie über Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Therapie-unterstützende Geräte. Damit sind Sie optimal auf das Arztgespräch vorbereitet.
Ein Tinnitus kann mit oder ohne Hörminderung auftreten. Für beide Fälle bietet Ihnen KIND die passende Versorgung an. Ihr KIND-Hörakustiker berät Sie gern zu Ihrem individuellem Bedarf
Das KIND Hör- und Tinnitustraining basiert auf einer umfassenden individuellen Beratung in unseren KIND Fachgeschäften. Ergänzend erhalten Sie im Zuge der Beratung eine Übungsbroschüre und Klangbeispiele, die Sie im Umgang mit Ihrem Hörverlust oder diagnostiziertem Tinnitus stärken und unterstützen.
Wie funktioniert eine Geräuschtherapie?
Bei einer Tinnitus-Retraining-Therapie soll die Wahrnehmung des Tinnitus verändert werden. Ein zentrales Element stellt dabei die Geräuschtherapie dar. Durch einen Tongenerator, der ein weißes Rauschen erzeugt, werden die akustischen Hintergrundinformationen erhöht. Dieses Rauschen ist breitbandig, umfasst also alle Frequenzen. Die Lautstärke ist so niedrig eingestellt, dass das Gehirn das Rauschen nahezu unterbewusst wahrnimmt. Der Tinnitus soll noch wahrnehmbar sein. Das Gehirn registriert dieses unbedeutende akustische Hintergrundgeräusch und vergrößert das wahrgenommene Hörangebot. Das Erkennen des Tinnitus wird so für das Gehirn erschwert, im besten Fall wird er kaum mehr wahrgenommen.
Der Rauschgenerator (auch Noiser oder Rauscher genannt) wird bei einem Tinnitus wie ein Hörgerät hinter dem Ohr getragen. Auch wenn der Tinnitus nur in einem Ohr auftritt, trägt man den Noiser beidseitig. Die Geräuschtherapie mit einem Noiser soll einen Lernprozess des Gehirns anregen. Das erfordert einen hohen Zeitbedarf.
Noiser werden bei normalem Hörvermögen eingesetzt. Sie müssen offene Ohrpassstücke besitzen, damit auch das normale Hören möglich ist. Im Ohr getragene Noiser oder die früher verwendeten Masker zum Übertönen des Tinnitus können die Wahrnehmung des Tinnitus sogar verstärken oder werden auf Dauer oft als unangenehmer als der Tinnitus selbst empfunden.
Da ein Noiser den Tinnitus eben nicht überdecken soll, wird von einer Teilmaskierung gesprochen.
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Tinnitus: Arten und Symptome
Ein Tinnitus kann in einem oder beiden Ohren auftreten. Häufig nehmen Betroffene die Geräusche nur bei Stille wahr oder wenn sie sich darauf konzentrieren.
Zwei Drittel der Betroffenen hören Geräusche im Hochtonbereich. Sie beschreiben es als
- Pfeifen,
- Piepen,
- Klingeln,
- Zirpen oder
- Zischen.
Seltener wird Tinnitus weniger schrill wahrgenommen, nämlich als
- Rauschen,
- Sausen,
- Summen,
- Knacken oder
- Knistern.
Tinnitus-Symptome werden in wenigen Fällen auch mit Motorengeräuschen, Hämmern oder einer Mikrofonrückkopplung verglichen.
Diese Arten von Tinnitus werden unterschieden:
- Ein objektiver Tinnitus tritt sehr selten auf. Nur etwa ein Prozent der Tinnitus-Patienten ist davon betroffen. Dieses Ohrgeräusch geht von einer tatsächlich existierenden Schallquelle aus, zum Beispiel Strömungsgeräusche eines verengten Blutgefäßes oder Funktionsstörungen der Tuben (Ohrtrompeten).
- Gibt es keine reale Schallquelle, handelt es sich um einen subjektiven Tinnitus – eine fehlerhafte Verarbeitung akustischer Signale durch das Gehirn.
Außerdem wird die Dauer eines Tinnitus unterschieden:
- Bei einem akuten Tinnitus treten die Symptome bis zu drei Monate lang auf.
- Ein subakuter Tinnitus dauert drei bis sechs Monate an.
- Ein chronischer Tinnitus hält länger als sechs Monate an.
Ursächliche Krankheitsbilder für einen subjektiven Tinnitus
Die folgenden Krankheitsbilder können die Ursache für einen subjektiven Tinnitus sein.
- Lärmschäden: Die Einwirkung durch Lärm ist häufigste Ursache für Hörschäden und Tinnitus – sowohl durch akute Einwirkung als auch durch chronische Belastung in einem zu lauten Umfeld. Als Lärmtrauma bezeichnet man Schäden, die durch Lautstärken ab 120 Dezibel (dB) hervorgerufen werden.
- Hörsturz: Auch als plötzliche sensorineurale Hörminderung bezeichnet, handelt es sich um einen plötzlichen, meist einseitigen Hörverlust im Innenohr ohne erkennbare Ursache. Weitere Symptome sind Ohrgeräusche, Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen.
- Endolymphstauung: Schwankungen der Endolymphflüssigkeit (Innenohrflüssigkeiten) können zu einem brummenden Tinnitus führen.
- Morbus Menière: Zu den Symptomen dieser Innenohrerkrankung gehören schwere Schwindelattacken und ein tieffrequenter Tinnitus.
- Funktionsstörungen der Halswirbelsäule: Schmerz- und Spannungszustände der Schulter-Nacken-Region, insbesondere Blockierungen der kleinen Gelenke der Halswirbelsäule, können Ursache einer Tinnitus-Wahrnehmung sein.
- Akustikusneurinom (Vestibularschwannom): Ein gutartiger, aber wuchernder Tumor des Gehörnervs, der durch schleichende Schädigung der Nervenbahnen zu einem Tinnitus führen kann.
- Kopfverletzungen: Als Folge von Unfällen kann die zentrale Hörverarbeitung im Gehirn so beeinträchtigt werden, dass ein Tinnitus entsteht.
- Nebenwirkungen von Medikamenten: Nahezu alle Medikamente haben Nebenwirkungen, darunter auch Beeinträchtigungen des Ohrs in Form eines Tinnitus.
- Psychische Ursachen: Häufig wird ein Tinnitus durch psychische Belastungen ausgelöst. Dazu gehören unter anderem Angsterkrankungen, Depressionen und unterschiedliche Formen von Erschöpfungszuständen.
Wie bei einem Tinnitus Hörgeräte eingesetzt werden können
Bei einer Studie der Deutschen Tinnitus Liga (DTL) gaben 53 Prozent der Befragten mit Tinnitus an, auch eine Hörminderung zu haben. Bei diesen Menschen eignen sich Hörgeräte zur Tinnitus-Therapie besonders gut. Denn die Hörlösung – auch eine bereits vorhandene – kann so eingestellt werden, dass sie die Geräuschtherapie unterstützt. Das ist ratsam, da Schwerhörige einen Tinnitus aufgrund fehlender überdeckender Außengeräusche häufig stärker wahrnehmen.
Um die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern, vergrößern Hörgeräte allgemein das akustische Angebot, welches der Träger wahrnimmt. Damit ein Hörgerät optimal funktioniert, ist ein gewisses Grundrauschen unter bestimmten Umständen hilfreich, um ein ausgewogenes Hörangebot zu bieten. Das kann für die Teilmaskierung genutzt werden, wenn der Träger einen Tinnitus hat – bei gleichzeitigem Ausgleich des Hörvermögens.
Die Hörgerätemodelle sollten so offen wie möglich konstruiert sein, um einen Verschluss des Gehörgangs (Okklusion) zu vermeiden. Das würde sonst die Wahrnehmung des Tinnitus verstärken. Im-Ohr-Hörgeräte sind also nicht geeignet.
Wie bei Noisern sollte die Versorgung beidseitig getragen werden. Moderne Hörgeräte sind in der Regel so ausgestattet, dass ein Rauschgenerator über die Softwareeinstellungen aktiviert werden kann. Das Hörgerät lässt sich so programmieren, dass mehrere Hörprogramme jeweils mit oder ohne Grundrauschen ausgewählt werden können. Besonders in ruhigen Situationen, in denen es wenige oder keine Nebengeräusche gibt, die vom Tinnitus ablenken, sollten Hörprogramme mit Grundrauschen genutzt werden.